Back to reality – Oder warum Vipassana wahrscheinlich nichts für Dich ist

IMG_6700So, da bin ich wieder. Zurück in der Freiheit. Kurz bevor ich gefahren bin, hat mir der Freund, der mich mit dem Vipassana-Virus infiziert hat, noch viel Glück gewünscht und mir empfohlen, auf jeden Fall bis zum letzten Tag zu bleiben.

„Das scheint ja echt schlimm zu werden!“, dachte ich mir. Für mich war doch klar, dass ich bis zum Kursende bleiben würde.

Ja und da kamen schon wieder die Zweifel auf. Ich konnte vor Aufregung vorher gar nichts mehr essen, obwohl ich doch wusste, dass ich dort evtl. sogar „zu wenig“ zu essen bekommen werde. Denn abends gab es nur noch Obst und Tee und das schon um 17.00 Uhr.

Und ob ich das durchhalte?
Zehn Stunden täglich sitzen und meditieren?
Und mit fremden Menschen im Zimmer übernachten?
Und was, wenn ich es nicht schaffe? Ich habe doch schon so vielen davon erzählt und es sogar in einem Artikel groß angekündigt!

Und dann fielen mir auch noch die ganzen Mails und Nachrichten ein:
„Respekt!“ „Es wird sicher nicht leicht!“
Und es gab ja auch Tipps und Erfahrungen von anderen, die das schon gemacht hatten.
„Welcher Tag war jetzt noch mal ein besonders schwieriger Tag?
War es Tag 4? Oder war es doch Tag 8?“

STOP! Ich hatte doch entschieden, völlig unbedarft in dieses Abenteuer zu starten und alles auf mich zukommen zu lassen.

Endlich wieder zurück in der Realität

Ja, es war wirklich sehr schön, wieder in der Realität anzukommen. Back to reality. Das ist Vipassana. Die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind. Denn das, was wir als reale Welt erleben, ist nur unsere subjektive Wirklichkeit.

Und ich habe es tatsächlich geschafft, an elf Tagen jeden Morgen um 4.30 Uhr in der Meditationshalle zu sitzen. Ich habe an zehn Tagen über 100 Stunden meditiert. Ich habe neun volle Tage und einen Vormittag lang geschwiegen. Und ich lag jeden Abend um 21.15 Uhr im Bett.

Raus aus der Komfortzone

Viele dachten aufgrund meiner Erzählungen, dass ich zum Schweigen ins Kloster gehe. Nein, so war es nicht. Und das Schweigen war auch Nebensache. Es war eher eine unterstützende Maßnahme, um den Geist leichter zu befreien. Um nicht miteinander Empfindungen und Erfahrungen auszutauschen und zu vergleichen.

Allerdings mussten wir nicht nur einfach schweigen. Die Regel lautete „edle Stille“. Keine Kommunikation! Keine Notizen, keine Gesten, kein Blickkontakt. Unsere Kommunikation untereinander bestand also in gegenseitigem Tür aufhalten und sich die Schöpfkelle reichen. Alles ohne Blickkontakt.

Und dass ich mir mit einer fremden Person ein Zimmer teilen musste, war auch ein großer Schritt für mich. Ich bin sogar von Vierbettzimmern ausgegangen, also hatte ich sozusagen „Glück“. Nein, es war sehr schön. Meine Zimmerkollegin und ich haben uns prima verstanden, auch ohne Worte.

Fast wie ein all-inclusive Urlaub

Wir mussten uns während der gesamten Kursdauer um nichts kümmern. Es gab einen Zeitplan, an den wir uns halten mussten. Jeder Termin wurde mit einem Gong angekündigt. Es gab zwei Meditations-Helferinnen, die uns immer zur Seite standen. Und wenn eine Schülerin etwas vergessen hatte, sie bekam es. Egal ob Hausschuhe, Wecker, Thermoskannen. Mit den beiden Helferinnen durften wir sogar sprechen.

Während der gesamten Kursdauer durften wir das Grundstück nicht verlassen. Das Gelände war wirklich sehr groß und ich habe mich zu keinem Zeitpunkt eingesperrt gefühlt. Kein einziges Mal habe ich daran gedacht, vorher zu gehen. Da ich allerdings viel Zeit zum Nachdenken hatte, habe ich mir mal überlegt, wie man es hätte anstellen können, ohne sich zu verabschieden.

Du sollst nicht lügen

Ich weiß nicht, ob das Tor abgesperrt war und über den Zaun wäre ich sicher auch gekommen. Auch mit meinem riesigen Koffer. Nur hätte mir das nichts genützt. Denn ich hatte am Ankunftstag mein Handy, mein Geld und meinen Autoschlüssel eigenhändig in ein Schließfach gesperrt. Den Schlüssel dafür durfte ich zwar selbst behalten, allerdings waren die Schließfächer in einem abgesperrten Wandschrank.

Ich hätte z. B. bei der Ankunft sagen können, dass ich gefahren wurde und gar nichts dabei habe. Oder ich hätte einfach nichts einsperren dürfen, denn ich wurde ja dabei auch nicht beobachtet. Allerdings hätte ich dann gegen die Regel verstoßen, nicht zu lügen.

Eine weitere Regel lautete: „Keine Lebewesen töten.“ Das war auch ganz leicht, denn es gab nicht mal Mücken. Die Zimmer hatten alle Fliegengitter. Die einzigen, die in Lebensgefahr waren, waren Ameisen und Nacktschnecken. Direkt am Waldrand gelegen, war auf dem Gelände so ziemlich alles anzutreffen, was kriecht, krabbelt oder fliegt. Es war so wunderschön, die Pausen in der Natur zu verbringen. Und wir hatten auch noch 10 Tage schönes Wetter.

Machen Äpfel wirklich satt?

Das liebevoll zubereitete vegetarische Essen war sehr lecker und selbst vegane Ernährung war möglich, denn wir hatten immer mehrere Gerichte zur Auswahl. Da der ganze Kurs kostenlos war, konnte sich wohl auch niemand über das Essen beschweren. Ja, alles war kostenlos. Das ganze Meditationszentrum finanziert sich komplett über Spenden und alle Mitarbeitenden, selbst die Lehrer, arbeiten dort ehrenamtlich.

Das ist das Prinzip von Vipassana. Es soll frei von jeglicher Kommerzialisierung angeboten und jedem Menschen ermöglicht werden.

Und mein Glaubenssatz, dass man von Obst um 17 Uhr nicht satt werden kann und dass es nicht bis zum nächsten Frühstück um 6.30 Uhr reicht, existiert nicht mehr.

Als ich am ersten Abend gesehen habe, wie die Schülerin, die als erste den Speisesaal betreten hat, eine Banane nimmt, war mein Abend gerettet. Denn von einer Banane würde ich satt werden. Das wusste ich. Allerdings nahm sie sich DIE Banane. Denn aus irgendeinem Grund lag dort nur eine einzige Banane.

Später, als ich schon von Äpfeln satt war, kam noch Nachschub. Mein Glaubenssatz, dass die Banane das einzige Obst ist, das satt macht war also auch verschwunden und von da an gab es jeden Tag mehr als genug Bananen. 🙂

Am 10. Tag durften wir ab ca. 10 Uhr wieder miteinander sprechen. Es fühlte sich sehr seltsam an, denn ich habe das Sprechen vorher nicht vermisst. Allerdings war es eine wichtige Wiedereingliederungs-Maßnahme. Und dann war es doch so schön, mit den Menschen, die ich neun Tage nur gesehen habe, zu sprechen.

Und ich habe so viele wundervolle Menschen kennengelernt, die alle bereit sind, sich zu verändern. Die jüngste Schülerin war 21 und die älteste 70 Jahre alt. Das hat mich beides sehr beeindruckt.

Nun habe ich Dir gar nicht viel über Vipassana erzählt. Und ich glaube auch, dass das gar nicht notwendig ist. Frag mich gerne, wenn Du etwas darüber wissen magst. Ich glaube nur, dass es besser ist, wenn Du Deine eigene Erfahrung machst. Es gibt vieles darüber zu lesen und ich bin auch jetzt wieder froh darüber, dass ich es vorher nicht getan habe.

Die Erfahrung kannst Du nur selbst machen. Und wenn Du ohne Erwartungen bist, fällt es Dir leichter, Deine eigenen Erfahrungen zu machen. Nur eines möchte ich Dir verraten: Auch ein eingeschlafenes Bein wacht irgendwann ganz von alleine wieder auf 😉

Wenn Du glaubst, dass Du es nicht aushältst

  • 10 Tage ohne Handy zu sein
  • 10 Tage ohne Internet zu sein
  • 10 Tage keine Bücher zu lesen
  • 10 Tage zu schweigen
  • 10 Tage keinen Kontakt zur Außenwelt zu haben
  • 11 Nächte mit fremden Menschen in einem Zimmer zu verbringen
  • 10 Tage auf ein und demselben Gelände zu bleiben
  • 10 Stunden pro Tag zu meditieren
  • 10 Tage um 4.00 Uhr aufzustehen

dann ist Vipassana nichts für Dich.

Und auch das könnte Dir eventuell auch noch fehlen in den 10 Tagen:
Rauchen, Fleisch essen, Alkohol oder Fernsehen.

Das klingt ja, als hätte ich mich gequält. Nein, keinesfalls. Für mich war es eine wunderschöne Erfahrung. Es ist mir sogar ein bisschen schwer gefallen, diesen wunderschönen, liebevollen Ort wieder zu verlassen.

Vipassana hat mich definitiv verändert. Das spüre ich und das lebe ich auch schon. Ein unbeschreiblich tolles Gefühl. Ich habe sogar ein „Vorher“-Foto gemacht und mein Mann sagt, dass ich mich auch optisch verändert habe.

Das mache ich nie wieder

Jetzt willst Du sicher noch wissen, ob ich es wieder machen würde, denn wahrscheinlich bist Du hier gelandet, weil Du Vipassana gegoogelt hast und Dich nicht entscheiden kannst. Wie gesagt, es war eine tolle Erfahrung und ich habe viel gelernt.

Dennoch war es mein letztes Mal. Zum einen, weil ich gar nicht mehr teilnehmen dürfte. Ich arbeite hauptberuflich als ThetaHealer und aus diesem Grund ist es mir aufgrund der Richtlinien nicht erlaubt, ein weiteres Mal teilzunehmen.

Eine der Bedingungen für eine erneute Teilnahme lautet: „Sie dürfen keine anderen Meditationstechniken seit ihrem letzten Kurs mit Goenkaji oder einem seiner Assistenzlehrer praktiziert haben.“

Eine weitere Bedingung lautet: „Sie haben sich ein Jahr lang bemüht, die tägliche Praxis aufrecht zu halten.“ Im Klartext bedeutet das, jeden Tag zwei Stunden zu meditieren. Das könnte mir zwar niemand nachweisen und dennoch habe ich keine Lust darauf.

ThetaHealing ist zwar auch eine Methode oder eine Technik, doch im Grunde ist es eine Lebensweise. Es ist die tiefe innere Überzeugung darüber, dass alles eins ist. Wir schließen keine anderen Methoden aus. Ganz im Gegenteil. ThetaHealing kann ergänzend zu allen anderen Methoden und auch zur Schulmedizin angewendet werden.

Und zu der Sache mit der täglichen Meditation. Ich wurde vor kurzem gefragt, wie oft ich denn so meditieren würde. Ich antworte: „Immer und gar nicht.“

Durch meine Arbeit mit ThetaHealing kann ich erstens in Sekunden in einen tief entspannten Zustand gehen. Zweitens lassen sich damit Themen auch sehr schnell lösen. Die Technik ist in kürzester Zeit von jedem erlernbar und wirkt sehr tiefgreifend.

Im Grunde geht es aber bei allen Methoden darum, dass Du wieder lernst, Deiner Intuition zu vertrauen. Wenn Vipassana sich für Dich gut anfühlt, dann mach es. Es gibt keine falschen Entscheidungen. Ich bin dankbar um die Erfahrung und ich bin dankbar dafür, dass ich eine für mich viel schnellere und effektivere Methode gefunden habe.

Also, frag mich gerne, wenn du noch was wissen willst. Entweder per Mail oder über dir Kommentarfunktion.

Lebe wie Du willst! Vertraue Deiner Intuition! Alles ist eins!

Alles liebe für Dich

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