We are family – Oder wie Du eine Patchwork-Familie meisterst

Vor drei Wochen war ich am Wochenende beim Sommerfest im Kindergarten. Die Kinder zeigten ein Musical und die Vorschulkinder wurden verabschiedet. Da ich vorher noch nie in einem Kindergarten war, außer als ich selbst klein war, war es ein ganz besonderes Ereignis für mich.

Das Kind, das mich eingeladen hat, ist Tobis Tochter. Also die Tochter meines Mannes. Sie und ihre Mutter haben mich beide eingeladen. Als ich ein paar Wochen vorher von der Einladung gehört habe, war ich gleichzeitig gerührt und nervös.

Manchmal wundern sich die Leute, wenn ich erzähle, dass Tobi und ich schon fast vier Jahre verheiratet sind und er eine kleine Tochter hat, die noch in den Kindergarten geht. Das könnte natürlich ein paar Fragen aufwerfen. Als Tobi und ich geheiratet haben, war die Kleine noch nicht mal zwei Jahre alt.

Ungefähr ein Jahr vorher haben Tobi und die Mutter der Kleinen sich getrennt. Ja, das ging schnell bei uns. Wir haben fünf Monate, nachdem wir uns wiedergefunden haben, geheiratet. Wir kannten uns schon 20 Jahre und wir haben bis heute nicht das Gefühl, dass wir etwas überstürzt haben.

Es war nicht die richtige Zeit

Mit dem Kennenlernen seiner „Ex“ hat es etwas länger gedauert. Bis vor ein paar Monaten kannte ich die Mutter der Kleinen nicht persönlich. Es hat sich nie ergeben und wahrscheinlich war der richtige Zeitpunkt vorher einfach noch nicht da.

Ich habe vorher ein zwei Mal über Tobi ausrichten lassen, dass ich sie gerne mal kennenlernen würde und ich erinnere mich nicht mehr daran, ob Tobi es nicht ausgerichtet hat oder ob sie nicht wollte. Es ist auch völlig egal, denn aus irgendeinem Grund sollten wir uns einfach noch nicht kennenlernen.

An einem Sonntagmorgen im Februar war es dann soweit. Die Kleine sollte an diesem Tag morgens von ihrer Mutter gebracht werden. Eine genaue Uhrzeit war noch nicht vereinbart. Tobi telefonierte ungewöhnlich lange, während ich noch im Bett lag. Nach dem Telefonat kam er zurück ins Schlafzimmer, um mir zu sagen, dass die Kleine um 10 Uhr gebracht wird und ihre Mutter mich kennenlernen will. Sie wollte also mit raufkommen.

Noch knapp zwei Stunden! Dann lerne ich endlich ihre Mutter kennen. Freude und Panik stiegen gleichzeitig in mir hoch. Das hatte ich mir immer gewünscht und es war auch der Moment, den ich immer befürchtet hatte. Und jetzt war es gleich soweit.

Damit hatte ich nicht gerechnet

Um kurz vor 10 Uhr stand ich ziemlich nervös in Tobis Wohnung. Tobi war bereits unten, um die Tür aufzusperren und die beiden reinzulassen. Jetzt waren sie schon auf der Treppe und die einzige Frage, die ich mir jetzt noch stellen konnte war: „Wie könnte diese Begegnung am schönsten enden?“ Und meine Antwort lautete: „Das schönste Ende wäre, dass ich sie alleine nach unten zur Haustür bringe und wir uns zum Abschied umarmen.“

Ich hörte die drei reden und lachen und die Stufen der alten Holztreppe knarrten. Noch ein paar Stufen. Dann öffnete ich Tobis Wohnungstür, sah der Mutter der Kleinen in die Augen. Sie strahlte mich an, ließ die Hand der Kleinen los und umarmte mich. Einfach so.

Wir verstanden uns sofort ganz wunderbar. Sie erzählte mir, dass sie meinen Blog liest und dass sie ganz begeistert davon und auch von ThetaHealing ist. Ich war begeistert von ihrer Offenheit und davon, dass sie zugab, meinen Blog zu lesen. Ich habe mich immer gefragt ob sie ihn liest, denn ich würde es tun. Klar, sie wollte doch schließlich wissen, mit wem ihre Kleine jedes zweite Wochenende verbringt – und mein Blog offenbart ja doch so einiges von mir.

Das ist doch total unrealistisch

Seit dieser Begegnung hat sich unsere kleine Patchwork-Welt komplett verändert. Die Kleine und ich hatten sofort ein ganz anderes Verhältnis zueinander und Tobi war auch viel entspannter. Wir hatten schon immer eine schöne Zeit. Manchmal war ich das ganze Wochenende dabei, manchmal nur kurz und manchmal war ich gar nicht da, weil ich Seminare gehalten habe oder selbst unterwegs war.

Das unangenehme an der ganzen Sache war einfach, dass ihre Mutter und ich füreinander wie Phantome waren. Für die Kleine war das sicher eine Herausforderung, denn wir mochten uns von Anfang an. Für mich war die Situation auch nicht leicht. Ich hatte immer Angst, dass sie mich zu sehr mögen könnte und ihre Mutter sie Tobi nicht mehr geben will. Und Tobi ließ ich auch manchmal spüren: „Es ist Deine Tochter, das geht mich nichts an.“

Es gab deswegen nie Schwierigkeiten zwischen Tobi und mir. Wir haben das alles ganz toll gemeistert und immer zusammengehalten. Allerdings gab es noch Luft nach oben für die ganze Situation. Und jetzt? Ist das alles wirklich möglich?

Ich habe vor ein paar Jahren mal einen Til Schweiger-Film gesehen, in dem er am Ende mit seiner Frau, seiner Tochter und der Mutter seiner Tochter, also seiner Ex zusammen am Frühstückstisch sitzt. Ich glaube sogar, der Mann der Mutter war auch dabei. Und ich dachte mir damals: „Das ist so unrealistisch.“

Es war für alle nicht so einfach

Und so unrealistisch ist das gar nicht. Wir saßen beim Kindergartensommerfest auch alle zusammen an einem Tisch bei Kaffee und Kuchen. Tobis Eltern waren auch dabei. Und die Kleine mittendrin. Opa, Oma, Mama, Papa und Britt. Für die Kleine ist das völlig normal. Sie denkt sich überhaupt nichts dabei. Für sie gehöre ich einfach dazu und wir verstehen uns prima.

Vor Kurzem habe ich mich mit der Mutter der Kleinen unterhalten und sie meinte: „Das könnten andere auch hinkriegen. Es steht und fällt mit den Müttern.“ Sie meinte die verlassenen, alleinerziehenden Mütter. Ja, ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass die alleinerziehenden Mütter ihre Opferhaltung verlassen und ihre Einstellung ändern.

Ich glaube allerdings, dass die „bösen“ Väter, die die Frauen sitzen gelassen haben, es auch nicht immer leicht haben. Niemand macht so etwas aus böser Absicht und schon gar nicht ohne Schuldgefühle. Und in einer Beziehung ist selten nur einer unglücklich.

Und ich glaube, dass die neuen Frauen der Väter es auch nicht immer leicht haben. Für mich war es jedenfalls eine Herausforderung. Klar, ich bin zwar mit meinem Traummann verheiratet, aber es hätte ja sein können, dass ich ihn lieber ohne Kind gewollt hätte.

Ein Freund von mir sagte damals, als mein Mann und ich gerade frisch zusammen waren, dass er das nicht wollen würde. Jemanden, der schon ein Kind hat. Ich antwortete, dass die Wahrscheinlichkeit wohl immer größer wird, je älter wir werden.

Meiner Meinung nach sind alle dafür verantwortlich, aus dieser Situation das Beste zu machen. Jeder einzelne darf an seinen Themen arbeiten und sie auflösen.

Es gibt kein falsch oder richtig

Wegen der Kinder zusammen zu bleiben, aus reinem Pflichtbewusstsein, mag für manche eine Lösung sein. Das akzeptiere ich voll und ganz, denn ich glaube, dass alles seinen Sinn hat. Die Kinder aus diesen Familien werden genau das lernen, was für sie wichtig ist. Und die Kinder von getrennten Paaren werden auch genau das lernen, was für sie wichtig ist. Eltern können gar nicht alles richtig machen, denn es gibt kein falsch oder richtig.

Ich rate auch niemandem, es genauso zu machen. Allerdings glaube ich, dass sowieso jeder erwachsene Mensch sein Päckchen mit sich trägt, ganz egal, ob die Eltern sich getrennt haben oder nicht. Denn genau diese Erfahrungen gehören zur individuellen Entwicklung dazu. Ich arbeite täglich mit Menschen, die ihre verletzten inneren Kinder mitbringen. Und darunter sind mehr, die in einer „intakten“ Familie groß geworden sind als Scheidungskinder.

Einer muss anfangen

Und ganz egal, in welcher Konstellation Du lebst. Ob in einer „normalen“ Beziehung oder in einer Patchwork-Familie. Es gibt nur einen Menschen, mit dem Du anfangen kannst, wenn irgendetwas nicht so läuft, wie Du es Dir vorstellst. Natürlich wäre es toll, wenn alle an einem Strang ziehen, so wie bei uns. Und bei uns hat jeder einzelne bei sich selbst angefangen.

Tobi hat an seinen Schuldgefühlen gearbeitet. Die Mutter der Kleinen hat an ihren Verletzungen gearbeitet und ist uns entgegengekommen. Und ich habe an meinen Themen gearbeitet und immer signalisiert, dass ihre Tochter immer ihre Tochter bleiben wird. Jeder hat für diese Situation seinen inneren Frieden gefunden. Einer muss anfangen. Und wenn Du gerade in einer unglücklichen Beziehung bist, dann kannst Du die erste sein, die damit anfängt.


Du siehst die Welt nicht so wie sie ist, Du siehst die Welt so wie Du bist.“

Mooji


Meine liebe Kollegin Melanie Mittermaier hat einen sehr mutigen Artikel geschrieben, in dem es auch darum geht, dass Du nur bei Dir selbst anfangen kannst. Besonders angesprochen hat mich der Satz: „Das Paradoxe an einem Fremdgeh-Drama ist, dass sich ALLE Beteiligten nicht genug fühlen.“

Wenn Du Frieden machst mit Dir und den Menschen in Deinem Umfeld, gewinnst Du Stück für Stück Deine Schöpferkraft zurück und lernst wieder, Deiner Intuition zu vertrauen.

Die Mutter der Kleinen hat nach unserem Kennenlernen gleich gefragt, ob sie bei mir ThetaHealing lernen darf. Da war ich wirklich zu Tränen gerührt. Sie war dann gleich im nächsten Basiskurs dabei. Im Basiskurs erzähle ich, beim Thema Seelenpartner, immer die Geschichte, wie Tobi und ich uns wiedergefunden haben. Das war schon erst mal seltsam für mich und ich habe auch überlegt, die Geschichte in ihrer Gegenwart wegzulassen. Aber das wäre nicht authentisch gewesen.

Und wer weiß. Vielleicht ist sie ja auch bald bereit für einen neuen Partner in ihrem Leben.

Ich bin ihr jedenfalls unendlich dankbar dafür, dass sie mir unsere erste Begegnung so leicht gemacht hat. Und ich bin sehr stolz auf sie, weil sie völlig klar ist in dieser Situation. Es ist nicht selbstverständlich, mich in den Kindergarten einzuladen. An diesem Nachmittag haben wir alle gemeinsam gezeigt, dass es auch anders funktionieren kann.

NACHTRAG am 14. Juli 2020

Dieser Artikel wurde vor vier Jahren geschrieben und seitdem hat sich einiges getan. Vorletztes Wochenende hatte die Kleine ihre Erstkommunion und ich durfte wieder dabei sein.

Die Kleine heißt übrigens Johanna und ist gar nicht mehr so klein. Ich darf sie hier so nennen, denn Martina, ihre Mutter, hat diesen Artikel kommentiert und sich und die Kleine darin selbst namentlich erwähnt.

Martina hat in der Zwischenzeit geheiratet und ihr Mann hat eine Tochter mit in die Ehe gebracht, deren Mutter leider kurz nach der Geburt verstorben ist.

Martina kümmert sich um die andere Kleine wie um ihr eigenes Kind und rein rechtlich ist sie mittlerweile auch ihre Mutter. Die „andere“ Kleine war an den Wochenenden schon öfter bei uns und wir beide haben einen sehr guten Draht zueinander.

Und dann gibt es seit September noch eine ganz Kleine. Die gemeinsame Schwester der beiden tollen Mädchen.

Für uns alle ist das mittlerweile ganz normal. Letztes Jahr als Martina hochschwanger war, haben Tobi und ich uns an einem sehr heißen Tag um die beiden gekümmert. Das heißt, wir haben die beiden im Swimmingpool beaufsichtigt, denn für Martina war es einfach besser den Tag im kühlen Haus zu verbringen.

Erst war es ein bisschen gewöhnungsbedürftig in ihrem Pool zu planschen. Allerdings werde ich im Wasser innerhalb kürzester Zeit wieder zum Kind und das komische Gefühl war sehr schnell verschwunden.

Schließlich sind wir eine ganz normale Patchwork-Familie.

Willst du auch Deine Beziehungen verbessern, vor allem die Beziehung zu Dir selbst? Dann schau in meinem Kurskalender nach dem nächsten ThetaHealing Basiskurs. Dort lernst Du wie Du Dich selbst ganz schnell von Deinen eigenen Limitierungen befreien kannst.

Lebe wie Du willst! Vertraue Deiner Intuition! Alles ist eins!

Alles Liebe für Dich!

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